„Wir sind eine genügsame Sportart“

 

Von Andreas Scherer

BASKETBALL Rheinhessischer Verband sieht sich gut aufgestellt, hat aber Probleme bei der Nutzung der Hallen-Kapazitäten

RHEINHESSEN – Es fehlt an Hallenkapazitäten. Die rheinhessischen Basketballer klagen über ein Problem, das allen Hallensport treibenden Vereinen unter den Nägeln brennt. Dabei fällt die Bilanz über die Breite des Gebiets durchaus differenziert aus, wie Dr. Roland Leroux, seit 1987 Mitglied des Vorstands im Basketballverband Rheinhessen (BBVR) und seit 1996 dessen Präsident, ausführt. Ausgerechnet im Raum Bad Kreuznach, das streng genommen ja gar nicht zur Region Rheinhessen gehört, ist in seinen Augen die Ausstattung mit Hallen zufriedenstellend. In der Region Mainz, Ingelheim, Bingen gebe es Defizite, die in Richtung Oppenheim und Worms noch größer ausfallen. Es ist also kein Zufall, dass im südlichen Rheinhessen die Verbreitung von Basketball nicht ganz so stark ausgeprägt ist.

Eine überdurchschnittliche Konzentration gibt es, sowohl was die Stärke der Vereine betrifft, als auch hinsichtlich der sportlichen Ambitionen, in Mainz und drumherum. „Der BBVR ist zwar der kleinste Verband in Rheinland-Pfalz, er stellt aber vier der zehn größten Vereine, darunter mit dem SC Lerchenberg mit 395 Aktiven den landesweit größten überhaupt. Es folgen der ASC Theresianum (286) und die DJK Nieder-Olm (243)“, nennt Leroux die aktuellen Zahlen.

BBVR-STATISTIK

Mitglieder des Basketballverbands Rheinhessen (BBVR), die am Spielbetrieb teilnehmen (Stand 31. 12. 2016): Summe: 2056 (Vorjahr: 1987), plus 69 (3,5 Prozent).

Davon: 637 Herren, 191 Damen, 882 männliche Jugend (U 20 bis Minis), 346 weibliche Jugend (U 20 bis Minis). Die Steigerungen kommen im Wesentlichen aus der Jugend.

Mannschaften in Ligenrunden: 31 Herrenmannschaften (davon zwei Regionalligisten: ASC Theresianum und VfL Bad Kreuznach).

13 Damenmannschaften (davon ein Zweitligist; ASC Theresianum); 43 männliche Jugendmannschaften (davon zwei Jugend-Bundesliga-Teams: Nieder-Olm und Mainz); 22 weibliche Jugendmannschaften.

Diverse Freizeitmannschaften (nehmen nur an Turnieren und Freundschaftsspielen teil).

Gesamtzahl Mitglieder (Stand 31.03.2016): 2 687 (1 793 männlich und 894 weiblich), davon 1105 Jugendliche unter 18 Jahren in 23 Vereinen. Vorjahr 2539 (plus 148, 5,8 Prozent).

Quelle: BBVR.

 

Zurück zu den Widrigkeiten, was die Hallennutzung betrifft. „Die Ganztagsschule macht allen Vereinen, die auf Hallenflächen angewiesen sind, Probleme“, stellt Jugend- und Presswartin Ulrike Thierfelder fest. „Wenn Kinder erst um 17 Uhr aus der Schule kommen, ist es schwierig, sie um 18 Uhr schon wieder zur Teilnahme am Training zu bewegen“, stellt sich für sie die Problematik vor allem im Nachwuchsbereich dar. Zumal der Ganztagsschulbetrieb dazu geführt habe, dass sich die zur Verfügung stehenden Trainingszeiten ohnehin auf den Zeitraum ab dem späten Nachmittag reduziert haben und der Nachwuchs dann schon mit den aktiven Erwachsenen kollidiert. Ulrike Thierfelder weiß, wovon sie spricht. Sie trainiert verschiedene Mannschaften der TG Nieder-Ingelheim und spielt aktiv bei den Landesliga-Damen der DJK Nieder-Olm.

 

Große Unterschiede bei Flexibilität der Schulträger

Das ist es aber nicht allein: „Viel hängt auch von der Flexibilität der Schulträger ab (die meisten Hallen sind Schulsporthallen)“, sagt Roland Leroux. Und da gebe es große Unterschiede. Ganz unten auf der Liste, was das betrifft, rangiere der Landkreis Mainz-Bingen. Ulrike Thierfelder schildert ein Beispiel: In Ingelheim wollten die örtlichen Basketballer in den letzten Sommerfeieren im Rahmen des städtischen Kinderferienspaßes ein Schnuppertraining anbieten. Das sei daran gescheitert, dass ihnen die Nutzung von Halle und Freisportanlage der Kaiserpfalz-Realschule nicht gestattet wurde. „Das ist kein Einzelfall“, sagen Leroux und Thierfelder: „Viele Schulen mögen den Spielbetrieb der Vereine grundsätzlich nicht und sind während der Ferien komplett für den Vereinssport gesperrt.“ Oft hänge es auch von den einzelnen Schulleitern und vor allem auch den Hausmeistern ab. Dass es auch anders gehe, zeigen positive Beispiele in Mainz und Nieder-Olm.

Dennoch hat man beim BBVR keine Probleme, Nachwuchs zu gewinnen. Das liegt unter anderem daran, dass Vereine wie der SC Lerchenberg und die DJK Nieder-Olm den Kontakt zu Grundschulen hergestellt haben und sich dort erfolgreich mit Kooperationsprojekten in das Schulsportgeschehen einklinken. Das sei mit ein Grund dafür, dass die Mitgliederzahlen auf der Verbandsebene trotz demografischen Wandels stabil bleiben, im vergangenen Jahr sogar um 148 (5,8 Prozent) auf 2 687 (davon 1105 Jugendliche unter 18 Jahren) zugenommen haben, freut sich Verbandspräsident Leroux. An der Tatsache, dass man schon auf die Jungen und Mädchen im Grundschulalter zugehe, werde auch ein Wandel sichtbar, der sich in den vergangenen Jahren vollzogen habe. „Früher war Basketball ein ,gymnasialer‘ Sport“, so Leroux. Das heißt, der Nachwuchs begann im Alter von zehn bis zwölf Jahren und rekrutierte sich überwiegend aus den Gymnasien. Das habe sich geändert.

 

Basketball leistet von jeher Integrationsarbeit

Heute schließen sich den Vereinen auch sehr viel Sportlerinnen und Sportler mit Migrationshintergrund an. „In unserem Sport gibt es von jeher ein großes Maß an Internationalität“, sagt Leroux und begründet das unter anderem damit, dass Basketball nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland ganz wesentlich durch die Amerikaner und von Studenten aus aller Herren Länder etabliert worden sei. Viele davon seien hiergeblieben und hätten dazu beigetragen, dass dieses dynamische Spiel, weltweit eine der am häufigsten betriebenen Mannschaftsballsportarten in der Halle (laut Wikipedia von 450 Millionen Menschen), auch hierzulande seine Anhänger gefunden hat. Von daher leiste Basketball schon seit Jahren, ohne großes Aufheben davon zu machen, allerbeste Integrationsarbeit.

Finanzielle Probleme hat man beim BBVR keine. „Basketball ist eine genügsame Sportart, im Grunde braucht man nur ein paar geeignete Schuhe“, sagt Leroux. Hier erweist es sich trotz aller bürokratischen Hemmnisse als großer Vorteil, dass die Spielstätten in der Regel von den Kommunen zur Verfügung gestellt werden. Und der Verbandspräsident räumt mit einem Vorurteil auf: „Man muss nicht unbedingt überdurchschnittlich groß gewachsen sein. Viel wichtiger sind eine gute Physis, Schnelligkeit und ein heller Kopf.“

 

Den original Artikel findet man unter: 

http://www.allgemeine-zeitung.de/sport/lokalsport/basketball/mainz/wir-sind-eine-genuegsame-sportart_17598272.htm

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